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Rubrik "Unbekannt": Unbekannter Druckmesser -0,5 bis +1,5 atü

#1 von HoHun , 26.12.2012 23:35

Moin!

In der Rubrik "Unbekannt" wird derzeit ein unbekannter Druckmesser mit dem Meßbereich -0,5 bis +1,5 atü aufgeführt.

Meine Vermutung ist, daß ein Differenzdruckmesser mit diesem Meßbereich sich gut dafür eignet, den Unterschied zwischen Kabinendruck und Außendruck zu messen.

(Da der Druckmesser zwei Gehäuseöffnungen hat, von denen nur eine für den Anschluß eines Druckschlauches vorgesehen ist, schließe ich, daß es sich um einen Differenzdruckmesser handelt, der die Differenz des über den Schlauch angeschlossenen Druckniveaus gegen den Kabinendruck mißt.)

In Einsatzflugzeugen scheint der Druckmesser Fl.22325 verwendet worden zu sein, dessen Kabinenhöhe-Anzeige dem Piloten signalisierte, ob der Kabinendruck sich in einem für sein Überleben geeigneten Bereich befindet.

Ich kann mir aber vorstellen, daß in der Erprobung ein Druckmesser -0,5 bis +1,5 atü eingesetzt wurde, weil die Differenzdruckanzeige schneller und zuverlässiger Auskunft darüber gibt, ob die Druckkabine in jeder Hinsicht wie vorgesehen funktioniert.

Meint Ihr, ich könnte mit dieser Interpretation richtig liegen?

Tschüs!

Henning

 
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RE: Rubrik "Unbekannt": Unbekannter Druckmesser -0,5 bis +1,5 atü

#2 von oliver-sven , 27.12.2012 09:11

Hallo Henning,
Deine Überlegung scheint mir prinzipiell schon richtig zu sein.

Trotzdem denke ich, dass zum Messen des Kabinendruckes kein Anschluss für einen Meßplatz ausserhalb der Kabine notwendig ist.
Es geht ja tatsächlich nur um den Druck innerhalb der Druckkabine. Der Druck der außerhalb herrscht ist ja unrelevant, und wird ja durch die Höhenmesser angezeigt.
Für einen "richtigen" Differenzdruckmesser benötig das Meßgerät definitiv 2 unabhängige Anschlüsse, welche an dem unbekannten Gerät nicht vorhanden sind.
Somit kann also nur ein abweichender Druck (+/-) innerhalb des Meßraumes festgestellt werden.

Ich denke es handelt sich mit Sicherheit um irgendein Erprobungsmuster für ?????
Vielleicht wurde damit ja auch die Druckdichtigkeit von Druckkörpern (Kabinen) gemessen?

Der Kabinendruckmesser, Fl.22325, ist ein recht einfaches Gerät, baugleich mit einem Grobhöhenmesser, mit einem verständlichen und gut ablesbaren Ziffernblatt. Ich denke, das war völlig ausreichend.

Vielleicht hat ja noch ein anderes Mitglied einen guten Denkansatz zu dem Gerät?
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Mit besten Grüßen
Oliver


 
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RE: Rubrik "Unbekannt": Unbekannter Druckmesser -0,5 bis +1,5 atü

#3 von HoHun , 27.12.2012 16:32

Hallo, Oliver!

>Der Kabinendruckmesser, Fl.22325, ist ein recht einfaches Gerät, baugleich mit einem Grobhöhenmesser, mit einem verständlichen und gut ablesbaren Ziffernblatt. Ich denke, das war völlig ausreichend.

Bei ausgereiften Flugzeugtypen würde ich Dir zumindest rechtgeben, daß der Kabinendruckmesser das wichtigste Instrument für die Überwachung der Druckkabine ist.

Ein Differenzdruckmesser ist aber durchaus ein nützliches Gerät für den Betrieb einer Druckkabine - die Boeing B-29 war zum Beispiel auch damit ausgestattet (neben Außen-/Innenhöhenmesser, Außen-/Innenvariometer und Luftdurchsatzanzeige). Natürlich war die B-29 insgesamt sehr aufwendig gestaltet und verfügte über einen Flight Engineer, der nur dafür zuständig war, die technischen Anlagen zu überwachen ... nicht zu vergleichen mit einem Jagdeinsitzer wie die Ta 152 oder die Bv 155.

Der Differenzdruckmesser wurde in der B-29 zum Beispiel verwendet, um die Einhaltung des höchstzulässigen Differenzdrucks zur Außenluft zu überwachen, der sicher aus Festigkeitsgründen festgelegt worden war. Auch an deutschen Druckkabinen sieht man ja die Verstärkungsstreben - die Bv 155 war sogar fpr einen etwas niedrigeren höchstzulässigen Differenzdruck ausgelegt als die B-29.

Für einen Testpiloten, der ein neuentwickeltes und noch nicht ausgereiftes Flugzeugmuster mit Druckkabine fliegt, kann ein Differenzdruckmesser ein nützliches Instrument sein, um die Betriebsbedinungen der Kabine zu überwachen und das Funktionieren der Kabinendruckanlage zu kontrollieren. Mein Eindruck ist, daß die Entwicklung von Druckkabinen im zweiten Weltkrieg nicht immer einfach und auf Anhieb erfolgreich war ...

>Für einen "richtigen" Differenzdruckmesser benötig das Meßgerät definitiv 2 unabhängige Anschlüsse, welche an dem unbekannten Gerät nicht vorhanden sind.

Hm, nach meiner Interpretation stellt die Bohrung zwischen Mittelanschluß und der Beschriftung "Re.202611" die Verbindung mit dem Kabinenluftdruck her. Unabhängig davon, woher der über den Schlauch beaufschlagte Druck stamm, ist meiner Meinung nach der Referenzdruck dadurch zwangsläufig immer der Kabinendruck, was die Verwendungsmöglichkeit des Gerätes natürlich einschränkt.

Ich würde auch argumentieren, daß jedes Gerät, das "atü" anzeigt, ein Differenzdruckmesser sein muß, während ein Absolutdruckmesser an der Einheit "ata" zu erkennen wäre. Allerdings zeigt schon Fl.22325, daß diese theoretische Überlegung sich in der Praxis nicht unbedingt wiederfindet. Die "atü"-Werte auf dem Zifferblatt von Fl.22325 geben ja Überdruck über dem Wert des Standardtages in 0 km Höhe an, was eigentlich statt "0,2 - 0,6 atü" mit "1,2 - 1,6 ata" beschriftet sein müßte.

(Wegen dieser Angabe hatte ich zuerst sogar kurz überlegt, ob Fl.22325 ein kombiniertes Zweizeiger-Instrument sein könnte, daß außer der Kabinenhöhe im linken unteren Quadranten den Differenzdruck anzeigt. Das ist aber natürlich nicht der Fall.)

Tschüs!

Henning

 
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RE: Rubrik "Unbekannt": Unbekannter Druckmesser -0,5 bis +1,5 atü

#4 von oliver-sven , 27.12.2012 18:02

Hallo Henning,
ja das ist schon ein schwieriges Thema. Man hat sich auch damals nicht immer an die Regeln gehalten. Auf dem Typschild des Fl.22325 steht ja auch "Kabinendruckanzeiger". Richtiger wäre hier Kabinendruckmesser, da das Gerät ja tatsächliche Werte mißt. Als "Anzeiger" betitelt man normalerweise nur Geräte, welche einen Wert anzeigen, der anderswo an einer Meßstelle ermittelt wurde. Z.B. die Temperaturanzeiger, Drehzahlanzeiger (auch als Ferndrehzahlmesser betitelt).......

Ich habe einige Differenzdruckmesser in meinem Besitzt. Die Teile wurden von Askania gebaut. Du findest davon Fotos unter "Druckmesser", ohne Anforderungszeichen.

Viele Grüße aus Berlin
Oliver


 
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RE: Rubrik "Unbekannt": Unbekannter Druckmesser -0,5 bis +1,5 atü

#5 von HoHun , 27.12.2012 20:54

Moin, Oliver!

>ja das ist schon ein schwieriges Thema. Man hat sich auch damals nicht immer an die Regeln gehalten.

Stimmt, irgendwann kommt man mit Logik nicht mehr weiter! :-)

>Als "Anzeiger" betitelt man normalerweise nur Geräte, welche einen Wert anzeigen, der anderswo an einer Meßstelle ermittelt wurde. Z.B. die Temperaturanzeiger, Drehzahlanzeiger (auch als Ferndrehzahlmesser betitelt).......

Oh, interessante Definition! Wobei die Anzeige eines analog übertragenen Signals ja wieder eine Art Messung darstellt :-)

>Ich habe einige Differenzdruckmesser in meinem Besitzt. Die Teile wurden von Askania gebaut. Du findest davon Fotos unter "Druckmesser", ohne Anforderungszeichen.

Sehr aufschlußreich - nicht nur zwei Anschlüsse, sondern die Anschlüsse sind auch auf der Gehäuserückseite mit "+" und "-" gekennzeichnet. Der Druckmesser aus der Rubrik "Unbekannt" hat diese Kennzeichnung nicht, was vielleicht darauf hinweist, daß er wirklich nicht für die Verwendung mit zwei Anschlußleitungen vorgesehen war.

(Der Meßbereich von -0,5 bis 1,5 atü würde ja auch für Ladedruckmesser passen, auch wenn die normalerweise in ata beschriftet waren. Aber auch britische und japanische Ladedruckmesser haben sich einen Nullpunkt entsprechend etwa Standardbedingungen in Meereshöhe gesetzt. Nur waren Ladedruckmesser meines Wissens keine Differenzdruckmesser.)

Grüße aus Hamburg

Henning

 
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RE: Rubrik "Unbekannt": Unbekannter Druckmesser -0,5 bis +1,5 atü

#6 von HoHun , 31.12.2012 02:02

Hallo nochmals,

hier das Funktionsschema der Kabinendruckanlage der Bv 155 aus der Baubeschreibung auf dieser Site. (Wenn das Hochladen klappt ... mal sehen.)

Es sind neben anderen Komponenten 5 Ventile aufgeführt. Ein Differenzdruckmesser würde bei Versagen eines der Ventile nützliche (wenn auch nicht unbedingt unverzichtbare) Informationen zur Diagnose liefern. Wenn z. B. die Kabine auf einmal Unterdruck hat, ist wahrscheinlich das Unterdruckausgleichsventil blockiert. Das könnte man zwar auch am Kabinenhöhenmesser erkennen, der eine niedrigere Höhe anzeigt als der Flugüberwachungs-Höhenmesser, aber ersterer hat nur eine km-Skala, dafür hat letzterer eine barometrische Kalibrierung ... dazu müßte man wesentlich genauer hingucken.

In Merricks "Cockpitinstrumente Deutscher Flugzeuge" habe ich gerade die Bv 155 nachgeschlagen. Dort findet sich neben einem Cockpitfoto mit dem Hinweis: "Da die Montage zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht beendet war, sind der Drehzahlmesser der Abgasturbine und der Kabineninnendruckmesser noch nicht installiert." Der Kabinenhöhenmesser Fl.22325 ist aber schon vorhanden, so daß Merrick ein anderes Gerät gemeint haben müßte ... einen Differenzdruckmesser, würde ich natürlich behaupten.

Aber: In Cohausz' "Cockpits deutscher Flugzeuge" ist das gleiche Foto reproduziert, und Cohausz beschriftet die selbe Lücke mit "Borduhr Bo-UK 1, Fl.23885".

Für die Interpretation von Cohausz spricht die typische Form des Geräteausschnitts mit der nach unten reichenden "Nase" für den Aufzug der Uhr. Für den "unbekannten" Differenzdruckmesser wäre das nicht erforderlich. Auch die Attrappe zeigt die Borduhr links unten in der Hauptgerätetafel, allerdings ist die Bv 155 V1 nicht genau entsprechend der Attrappe ausgeführt worden.

Tschüs!

Henning

Angefügte Bilder:
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 Höhenkabine_aus_Baubeschreibung_Bv_155.jpg 
 
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RE: Rubrik "Unbekannt": Unbekannter Druckmesser -0,5 bis +1,5 atü

#7 von oliver-sven , 31.12.2012 13:09

Hallo Henning,
für mich ist das Alles nur Spekulation. Der Aufbau der der Kabinendruckanlage ist fast identisch mit dem der Ta 152 H.
Letztendlich waren die Kabinen sowieso fast immer undicht, weil oftmals nur minderwertiges Abdichtmaterial für die zahlreichen Öffnungen und die Kabinenhaube zur Verfügung stand zum Kriegsende.
Besondere Probleme bereitete die Abdichtung der kabinenhaube zum Rumpf. Die Gummischläuche zur Abdichtung arbeiteten nicht immer sehr zuverlässig.

Ich denke, dass der normale Kabinendruckmesser (Fl.22325) in jedem Fall vollkommen ausgereicht hätte.

Sobald der Kabinenbereich bei Gefechten, durch Splitter oder Geschosse, getroffen worden wäre, hätte die Druckkabine sowieso nicht mehr funktioniert.

Viele Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahr
Oliver


 
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RE: Rubrik "Unbekannt": Unbekannter Druckmesser -0,5 bis +1,5 atü

#8 von HoHun , 02.01.2013 00:00

Frohes neues Jahr!

>für mich ist das Alles nur Spekulation.

Naja, ich sehe das mehr als Überlegungen zum Hintergrund, die natürlich nichts beweisen können - dazu müßte man Primärquellen finden. Es wäre natürlich interessant, ob sich Merrick und Cohausz für ihre Interpretationen auf Primärquellen hatten oder ob sie auch nur spekuliert haben ...

>Letztendlich waren die Kabinen sowieso fast immer undicht, weil oftmals nur minderwertiges Abdichtmaterial für die zahlreichen Öffnungen und die Kabinenhaube zur Verfügung stand zum Kriegsende.
Besondere Probleme bereitete die Abdichtung der kabinenhaube zum Rumpf. Die Gummischläuche zur Abdichtung arbeiteten nicht immer sehr zuverlässig.

Danke, das war mir bisher noch nicht bekannt!

>Sobald der Kabinenbereich bei Gefechten, durch Splitter oder Geschosse, getroffen worden wäre, hätte die Druckkabine sowieso nicht mehr funktioniert.

Stimmt - im B-29-Handbuch ist daher sogar vorgegeben, daß die Kabine bei Erwartung von Feindberührung drucklos gemacht werden soll. (Deren normale Einsatzhöhen waren aber auch nicht so extrem, wie für die Bv 155 vorgesehen.)

Tschüs!

Henning

 
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